Laut UN-Programm Habitat verfügen 1,1 Mrd. Menschen in städtischen Gebieten über keine angemessene Unterkunft; die Zahl der Betroffenen dürfte bis 2025 auf 1,6 Mrd. steigen. Mindestens 100 Mio. Menschen sind praktisch obdachlos. In Europa sind jedes Jahr vier Millionen vorübergehend von Obdachlosigkeit betroffen, in den USA 3,5 Millionen.
In vielen Ländern steigen die Preise von Eigenheimen rascher als die Einkommen – in Neuseeland seit 2010 um 35 Prozent, in Österreich um rund 28 Prozent, in Großbritannien um 15 und in Australien um fast 10 Prozent.
Für die Mehrheit der weltweiten Stadtbevölkerung (in Städten mit mehr als 100.000 EinwohnerInnen) beträgt der Median der Eigenheimpreise das Fünffache ihres jährlichen Brutto-Haushaltseinkommens. (Der Median oder Zentralwert teilt eine Liste von Werten in zwei gleich große Hälften, deren Werte jeweils über bzw. unter dem Median liegen; Anm. d. Red.)
Gewalt, Katastrophen & Entwicklung
2015 wurden 27,8 Millionen Menschen in 127 Ländern aufgrund von Konflikten, Gewalt und Katastrophen zu Vertriebenen.
75 Prozent der Binnenvertriebenen weltweit – 30 Millionen Menschen – leben in nur zehn Ländern, darunter Kolumbien, die Demokratische Republik Kongo, Irak, Sudan und Südsudan.
2015 wurden 19,2 Millionen Menschen in 113 Ländern von Naturkatastrophen zur Flucht gezwungen. In den vergangenen acht Jahren waren es 203,4 Millionen.
Seit Mitte der 2000er Jahre wurden 15 Millionen Menschen durch Entwicklungsvorhaben wie Staudämme, Sanierungsprojekte in Städten und internationale Sportveranstaltungen gezwungen, ihre Häuser bzw. Unterkünfte aufzugeben.
Gesundheitsnotstand
Das Risiko eines vorzeitigen Todes ist bei Obdachlosen zwei- bis fünfmal höher als in der Gesamtbevölkerung.
Die Tuberkulose-Infektionsraten sind 20-mal höher, die Häufigkeit von Depressionen ist siebenmal höher.
Obdachlose in Großbritannien suchen Notfallambulanzen viermal öfter auf als Menschen mit festem Wohnsitz; die Behandlungskosten werden auf umgerechnet mehr als 100 Millionen US-Dollar jährlich geschätzt.
In den USA ist der Raucheranteil unter Obdachlosen viermal höher als in der Gesamtbevölkerung.
Bei einem großen Teil der „versteckten“ Obdachlosen handelt es sich um Frauen, die vor Gewalt Schutz suchen, oft zusammen mit ihren Kindern. Sie leben oft abwechselnd zuhause, in Notunterkünften oder bei Verwandten und Freunden.
40-50 Prozent der Obdachlosen in Australien sind Frauen, und Hilfen und Dienstleistungen speziell für obdachlose Personen werden zu 60 Prozent von Frauen in Anspruch genommen.
Mehr als 90 Prozent der obdachlosen Frauen in den USA waren Opfer physischer oder sexueller Gewalt; eine der Hauptursachen ihrer Obdachlosigkeit ist ihr Versuch, sich diesen Übergriffen zu entziehen.
Das Risiko eines vorzeitigen Todes ist für obdachlose Frauen in Kanada im Alter von 18 bis 44 Jahren zehnmal höher als für gleichaltrige Frauen in der Gesamtbevölkerung.
Der Anteil von Kindern und Jugendlichen unter den Obdachlosen nimmt zu. Kinder, die auf der Straße leben, laufen besonders Gefahr, Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch zu werden.
In den USA sind nach offiziellen Schätzungen jedes Jahr 1,9 Millionen Jugendliche vorübergehend von Obdachlosigkeit betroffen, in Kanada dürften es 35.000 sein. In Großbritannien wurden 2014 rd. 84.000 obdachlose Jugendliche von offiziellen oder privaten Stellen betreut.
Die Hälfte der obdachlosen Kinder in Kanada stammt aus Familien mit mittlerem und gehobenem Einkommen. Im Schnitt sind sie 15 Jahre alt, wenn sie ihr Zuhause verlassen. Mehr als 70 Prozent wurden auf die eine oder andere Weise misshandelt oder missbraucht.
In Indien gibt es ca. 400.000 Straßenkinder.
In den USA, im Vereinigten Königreich und in Kanada identifizieren sich 20 bis 40 Prozent der obdachlosen Jugendlichen als LGBT+ (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender).
In Kanada landen Angehörige der indigenen Bevölkerung zehnmal häufiger in Notunterkünften als andere KanadierInnen. Beinahe 20 Prozent der Indigenen, die außerhalb ihrer Reservate leben, sind obdachlos.
AfroamerikanerInnen stellen 12 Prozent der US-Bevölkerung, ihr Anteil in Unterkünften für Obdachlose beträgt dagegen fast 40 Prozent.
Ca. jede fünfte afroamerikanische Mieterin in den USA ist mindestens einmal in ihrem Leben von einer Zwangsräumung betroffen, bei „weißen“ Mieterinnen nur eine von 15.
Die Rate der Obdachlosigkeit unter Aborigines in Australien ist 14-mal höher als unter der übrigen Bevölkerung.
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